Definition tiergestützte Intervention:

  • Zielgerichtete und strukturierte Intervention
  • Bewusster Einbezug und Integration von Tieren in Gesundheitsfürsorge, Pädagogik und soziale Arbeit
  • Ziel ist therapeutische Verbesserung beim Menschen
  • Umfasst tiergestützte Intervention, tiergestützte Therapie, tiergestützte Pädagogik, tiergestützte Aktivitäten

Die tiergestützte Intervention basiert auf vier Konzepten:

Die Biophilie-Hypothese

Der Biophilienhypothese von Wilson (2003) liegt die Annahme zugrunde, dass es ein genetisch basiertes menschliches Bedürfnis gibt, sich “nicht menschlichen” Lebewesen und der Natur anzunähern. 

Menschen benötigen eine Beziehung zur belebten Natur, um sich auf sozio-emotionaler und psychischer Ebene gesund zu entwickeln und zu bleiben. 

Du-Evidenz

Du-Evidenz ist die Voraussetzung sozialer Mensch-Tier-Beziehungen. Eine Du-Evidenz bedeutet, dass einem Lebewesen ein zunächst beliebiges anderes Lebewesen durch intensive Begegnung zum individuellen, unverwechselbaren und insofern auch unersetzlichen Partner wird. Die Du-Evidenz ist aus diesem Grund ein ausschlaggebender Aspekt der tiergestützten Interventionen, da sie einen Perspektivwechsel anregt und Empathiefähigkeit fördert.

 Die Bindungstheorie

Tiere sind bindungsfähig und positive Bindungen, die Menschen mit Tieren erleben, können in folge dessen auch auf Bindungen zu anderen Menschen übertragen werden. Die tiergestützten Interventionen können somit unterstützend wirken, um positive Bindung aufzubauen und diese in den Alltag zu integrieren.

Die Spiegelneurone

Spiegelneurone reagieren automatisch und sind nur begrenzt beeinflussbar, da sie keiner kognitiven Steuerung unterliegen. Damit fühlen wir intuitiv, was unser Gegenüber fühlt und spiegeln auch oftmals unbewusst dessen Haltung (Mimik, Gähnen, Lachen), die wir sehen und wahrnehmen. Wesentlich dabei ist, dass Spiegelneurone nur dann aktiviert werden, wenn die Handlung von einem Lebewesen ausgeführt wird. Diese Erwiderung und Rückmeldung durch andere Menschen, macht uns das soziale Zusammenleben und gegenseitiges Verstehen möglich.

 

Studien des Verhaltensbiologen Kurt Kotrschal bestätigen, dass gerade Kinder und Hunde zusammengehören. Es entspricht einem evolutionären Grundbedürfnis dem Wunsch nach Kontakt zur Natur. Haustiere waren in der Evolutionsgeschichte überlebenswichtig. Mit einem Haustier leben zu wollen ist ein Instinkt. Mit einem Tier leben zu wollen wirkt daher beruhigend, besonders in einer funktional fokussierten Welt.

 

Mögliche Ziele/spezifische Wirkungen

 

Kognitive Fähigkeiten

  • Konzentrations- und Ausdauertraining
  • Förderung und Anregung von Kommunikation
  • Förderung und Erhaltung von Gedächtnisleistung

Sozial-emotionale und psychische Wirkungen

  • Abwechslung in einem routinemäßigen Alltag
  • Aufhebung von Einsamkeit und Isolation
  • Verbesserung des Selbstwertgefühls und Selbstbewusstseins
  • Emotional positive Erlebnisse und Erfahrungen
  • Selbstwirksamkeitserfahrungen steigern
  • Aktivierung von Kontaktaufnahme
  • Anregung zum selbst motivierten
  • Handeln und Lernen
  • Regeleinhaltung
  • Förderung von Verantwortungsbewusstsein
  • Förderung der Du-Evidenz
  • Abbau von Ängsten und Stress
  • Regulierung und Stabilisierung von Emotionen
  • Verbesserung des Gruppenklimas

Wahrnehmung und Motorik

  • Koordinationsleistungen und
  • sensomotorische Fähigkeiten fördern
  • Spastiklösungen
  • Basale Stimulation und Entspannung
  • Förderung, Steigerung und Aktivierung

        von Grob-und Feinmotorik

Physische Wirkung 

  • Senkung des Blutdrucks und der Atemfrequenz
  • Regulierung von Herzfrequenz und Puls
  • Kreislaufstabilisierung
  • Schmerzverringerung, Beruhigung über Freisetzung von Betaendorphinen
  • Förderung von Zuwendung und Bindung durch Oxytocinausschüttung
  • Senkung von Cortisol
  • Stabilisierung des Immunsystems
  • Muskuläre Entspannung
  • Verbesserung der Motorik

 

Oxytozin

 

Mehrere Studien belegen, dass die Mensch-Tier-Interaktion mit der Aktivierung des Oxytozin-Systems zusammenhängt. Hundebesitzer, die einen Hund für 5-24 Minuten gestreichelt hatten (Odendaal 2000/Meintjes 2003), zeigten einen Anstieg von Oxytozin im Blut und ebenso die Hunde. Die Aktivierung des Oxytozin-Systems und die daran geknüpften positiven Effekte beeinflussen beim Lernen mit Hund zum einen Faktoren im Menschen selbst, wie Reduktion von Angst und Stress. Zum anderen fördert die Aktivierung des Oxytozin-Systems potenziell die sozialen Aspekte wie das Vertrauen zum Gegenüber. 

 

 

Quellenangaben: Leseförderung mit Hund Andrea Beetz, Meike Heyer

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